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Mit Herz und Verstand gegen den Hass im Internet

Der Gründer von #ichbinhier Hannes Ley diskutiert mit Schülern der DSP. Der Hass scheint im Internet keine Grenzen zu kennen. Gerade wenn es sich um kontroverse politische und gesellschaftliche Themen handelt, gehen die Schimpfwörter immer tiefer unter die Gürtellinie, werden die Flüche und Hasstiraden immer ausufernder. Im Internet, bei Facebook, so scheint es, darf einfach jeder alles sagen.

Hannes Ley wollte das nicht länger hinnehmen. Im Dezember 2016 gründete er die Facebook-Gruppe #ichbinhier, die heute 45000 Mitglieder hat. Während einer Podiumsdiskussion, welche die Fachschaft Sozialkunde gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung am 29. März 2019 in der Aula unserer Schule veranstaltete, erklärte er, wie die #ichbinhier-Aktivisten „mit Herz und Verstand“ das Diskussionsklima in den Sozialen Medien sachlicher und freundlicher gestalten: Gemeinsam gehen sie gezielt gegen Hassrede im Internet vor, indem sie Facebook und Co mit konstruktiven und menschenfreundlichen Kommentaren füttern und damit den pauschalisierenden, abwertenden und aggressiven Stimmen in den Kommentarspalten etwas entgegensetzen. Dann liken sie gegenseitig diese Kommentare, so dass diese in den Diskussionsforen nach oben rutschen und so schneller und öfter von anderen gelesen werden. „Unser Ziel ist es nicht, Menschen, die rassistische Meinungen haben, zu überzeugen, sondern diejenigen, die die Kommentarspalten lesen, dahingehend zu beeinflussen, dass sie sich eine differenziertere Meinung bilden“, sagte Ley.

Moderiert wurde das Gespräch von Abigél Dávid und Vojtech Borusík aus Klasse 11c. Sie fragten ihn unter anderem nach seiner Meinung zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz (kurz NetzDG), das am 1. Januar 2019 in Kraft trat. Es verpflichtet Anbieter von sozialen Netzwerken dazu, „offensichtlich rechtswidrige Inhalte“ innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Meldung zu entfernen oder zu sperren. Hannes Ley: „Der Gesetzgeber kommt an seine Grenzen, wenn Kommentare im Internet nicht strafrechtlich relevant sind, dann sind wir gefragt.“ Abi und Vojta thematisierten im Verlauf der Podiumsdiskussion zudem die besonders geschmacklosen Beschimpfungen von Frauen in den sozialen Netzwerken, die auch im Kontext der DSP allseits beliebten Memes, und sie brachten in Erfahrung, wie man sich selbst gegen Hasstiraden schützen kann.

Auch das Publikum in der Aula, bestehend aus den Klassen 9 bis 12, hatte die Möglichkeit Fragen an Hannes Ley zu stellen und nahm diese Gelegenheit gern wahr. Am Ende der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema kann man das Fazit des Gastes als Appell für unser Leben in der digitalen ebenso wie in der analogen Welt verstehen: „Wir müssen auch schmerzhafte Diskussionen führen. Wichtig ist es, im Gespräch zu bleiben.“